Seit vielen Jahren, konkret, seit wir uns zu dritt zum besseren Verständnis feudaler Herrschafts- und Provokationstaktiken gemeinsam Rob Reiners wunderbaren Lehrfilm The Princess Bride angesehen hatten, stand die willkürliche Verwicklung in einen Landkrieg in Asien an der Spitze unserer dogmatischen Liste der größten machbaren strategischen Fehler. Vom Land der Paschtunen und dem der Tschetschenen, von Berg Karabach und dem Irak-e 'Arab, von vor dem Ural bis hinter den Kaukasus und bis Saigon und Wladiwostok sahen wir uns in dieser Einschätzung auch immer wieder bestätigt.
Nun aber meinen wir, einen neuen schwersten (Denk)fehler gefunden zu haben, der mehr wirtschaftlicher als militärischer Natur ist, aber ausreichend strategische und taktische Aspekte aufweist, um auch die Relevanzkriterien für die Aufnahme in das Tiny-List-of-Bad-Things-Universum zu schaffen.
Der Fehler
Nicht wenige CEOs, CIO, CTOs, Politiker und Spitzen-Think-Tanks zerbrechen sich wegen der sogenannten digitalen Revolution den Kopf. Sie beschäftigen sich mit digitalen Immigranten und digitalen Aboriginen, müssen sich mit grauslichen Fremdwörtern wie Disruption und Migration herumschlagen und Dauerkopfweh wegen der ständigen Neuinterpretation von klassischen 60er-Jahre-Begriffen wie Globales Dorf, heiße und kalte Medienmassage und Convergence aushalten. Und da reden wir noch nicht einmal von den Simulationen von Vergnügungsmeilen, Aufrissbars, Bassenas, Kasernenhöfen usw., die heutzutage als soziale Netzwerke bekannt sind.
Wir hier, in Highgate, in der tinytalk-Redaktion, sagen zu alldem, dass es ganz falsch verstanden wird und die Analysen zu kurz greifen: Wenn man/frau die Methode (digital diskret) für die Wahrnehmung der Sache (analog kontinuierlich) oder gar die Sache selbst hält (Welle oder Teilchen, wer weiß?1), macht man/frau nach unserer unbescheidenen Meinung einen groben Denkschnitzer. Digitale Strategie an und für sich ist der größte Denk- und Handlungsfehler, den man derzeit machen kann.
"Digitale" Strategien einst und jetzt
Seit die Menschen den Fingern Namen und beim Abzählen andere Namen gaben, gibt es digitale Strategien. Während der letzten 4-5000 Jahre dominierte - zumindest in Eurasien - ein ziemlich digitales System, das wahrscheinlich parallel im Tal des Gelben Flusses, am Indus, zwischen Euphrat und Tigris, am Nil, und vielleicht auch an der Donau, kurz gesagt, in der Umgebung geeigneter Flüsse "erfunden" wurde, dessen wissenschaftlicher Name scripture/a, écriture, גופן, Schrift, 字形 usw. ist, die kommunikativen und reflektorischen Prozesse der Spezies homo sapiens.
Dann, vor mehr als 1000 Jahren, in Europa vor mehr als 500 Jahren, in der Mitte des 15. Jhdts. begann der Buchdruck mit beweglichen Lettern, der zwar zuvor schon in Asien und nicht für das lateinische Alphabet erfunden worden war, aber mit seiner Neuerfindung durch Johannes Gutenberg nicht ganz zufällig mit ihm extrem erfolgreich wurde. Der Buchdruck hat die Schrift in ein außerordentlich massenwirksames digitales System verwandelt und die Welt damit schwer umkehrbar und wahrscheinlich für immer verändert.
Nachdem in der Folge der "wissenschaftlichen Explosion" fast unausweichlich ein ausreichendes Verständnis und die kompetente Handhabung des Elektromagnetismus - samt allen damit verbundenen Konsequenzen (SM & ART1) - gefunden war, und Professor Herbert Marshall McLuhan das Ende der Gutenberg-Galaxie ausgerechnet mittels eines Buches verkündet hatte, wendete sich die Aufmerksamkeit von Politikwissenschaft, Psychologie und Soziologie usw., kurz der Humanwissenschaften und Management-Techniken, allmählich von Buch, Brief, Fernschreiber, Telefon, Ansprache, Radio und Zeitung ab und dem Fernseher und dem Computer zu. Gleich galt ersterer als analog und zweiterer als digital, was so als Unterscheidung davor eher unüblich gewesen war.
Die digitale Natur der Schrift (digital wegen der damit einhergehenden radikalen Abstraktion, der Abzählbarkeit der Symbole und der davon beeinflussten linearen und letztlich binären syntaktischen Struktur), der Silberfotografie und des Kinofilms (digital wegen der leicht abzählbaren Menge von metallischen Kristallklümpchen bzw. geschwärzten Rasterpunkten und der damit einhergehenden Abstraktion der visuellen Wahrnehmung) ist halt den ganz literalen Gutenberg-Menschen kaum aufgefallen. Wen das Letztere wirklich interessiert, der kann sich ja noch einmal mit der Entwicklung des Impressionismus und mit den Wirkungen, die die so viel leichtere Verarbeitung in der Produktion, in der Kopier - und der kommerziellen Verwertung, die Fotografie und Kinofilm im Vergleich mit der Malerei mit sich brachten. Nur bei Mathematik und Zahlen war den meisten Mitgliedern der weltweiten Eliten eine Art Bewusstheit des Digitalen üblich.
Die Veränderungen, die Fotografie und Film angestoßen haben, sind in vieler Hinsicht durchaus vergleichbar mit den Sprüngen, die die Schrift vor einigen tausend Jahren und der Buchdruck vor einem halben Jahrtausend bei Produktion, Kopie und Verbreitung von Wissen nach sich zogen. Vor den jeweiligen Erfindungen konnten und wollten sich größere Gruppen von Menschen anscheinend immer nur leisten, die ganz wenigen, ganz besonderen Talente mit außerordentlichem Gedächtnis oder einer ganz besonderen Auge-Hand-Koordination für solche kollektiven Gedächtnis-, Anwendungs- und Vermittlungs-Aufgaben "abzustellen". Einsatz und Erfolg dieser Talente hörte mit den Erfindungen natürlich nicht auf, z.B. im Reich von Sprache und Schrift "viele Gesetze auswendig können", im Reich von Sehen und Bilder-Machen, von Fotografie und Film "das Auge haben". Nichtsdestotrotz stieg die Zahl der Produzenten und Konsumenten von Wissen und Legende, der Bildproduzenten und -konsumenten usw. und die Weitergabe von all dem mit jeder Erfindung und ihrer Verbreitung sprunghaft an.
Die weniger abstrahierten sinnlichen Phänomene dagegen wie das Sprechen, Singen, Hören, Grimassen-Schneiden, Tanzen und Turnen konnten ja dank des Verständnisses von Chemie und Elektromagnetismus und der diesem Verständnis folgenden Erfindungen nicht nur beschrieben, gezeichnet und gemalt (Notizhefte, Bücher, Musiknoten, Bild, Druckgrafik ...) oder digital, eher niedrig aufgelöst, mechanisch-chemisch abgebildet (Fotografie, Film), sondern auch als Analoge verschiedener Wellenphänomene (elektro)mechanisch oder (elektro)magnetisch übertragen und in der Folge auch aufgezeichnet werden. Und dass das Radio, dessen Siegeszug nach dem ersten Weltkrieg als Massen-Anwendung des "Funkspruchs" seinen Siegeszug antrat nach dem Telefon und der Schallplatte ein weiteres analoges Medium war, das ist der Wissenschaft zwar bekannt aber auch naturwissenschaftlich gebildeten Menschen nicht alltagsbewusst gewesen. Jedenfalls ist ist das Analoge als Gegensatz zum Digitalen allgemein auch kaum so gesehen worden. Lustig finden wir bei tinytalk, dass sich die analoge Sende- und Empfangstechnik der seit mehr als 30 Jahren digital gespeicherten Inhalte des Hörfunks bis heute, zumindest in Österreich und der sogenannten dritten Welt, erstaunlich erfolgreich gegen ihren Ersatz durch einen recht trivialen digitalen Mechanismus sträubt.
Bei der Bildübertragung, Bildaufnahme und Bildspeicherung verhält es sich natürlich ganz anders. Sie beginnt in ihrer technischen Form chemisch, mechanisch und digital. Die Elektrizität spielt hier lange eine nur sehr geringe, bzw. bis auf das künstliche Licht fast gar keine Rolle. Erst die Übertragung und Weiterentwicklung der analogen Hörfunk-Technologie (Röhrentechnologie, elektromagnetisch Analogaufzeichnung) für die viel höheren Bandbreiten-Anforderungen des Gesichtssinns schaffte es in den 50 Jahren von ca. 1930 bis ca. 1980 den digitalen Film, wenigstens seine bewegte Form, in der Bedeutung als Produktions-, Verbreitungs- und Konsumations-Werkzeug ganz langsam zu überholen und zu überwältigen. Nur um wenige Jahre später durch die nächste Entwicklung der digitalen Technologie ihrerseits schon wieder verdrängt zu werden. Historisch gesehen war also die elektrische analoge Informationstechnologie in vieler Hinsicht ein ganz kurzer Ausreißer, beim Ton etwas länger und beim Bild nun wirklich kurz.
Enter the Conputer
Bei den sogenannten Computern ging es ganz anders her als bei Funk und Fernsehen. In der Tat blieben nach ersten analogen Anfängen (Integraph, Differential Analyzer, Sowjetischer Differentialgleichungsrechner) die neuartigen elektronischen Rechenmaschinen zunächst auch ganz und gar digital, in dem Sinn, dass sie nur Zeichenketten und daraus interpretierte Bezeichner und Zahlen verarbeiten konnten und hauptsächlich für das mathematisch und damit digital fundierte Berechnen von Granaten- und Bombenbahnen, das Knacken feindlicher Verschlüsselungstechnik und die Bewegungsphänomäne von Atomen und ihren Bestandteilen entwickelt und verwendet wurden. Ab 1945 kamen dann schnell andere Zwecke wie Buchhaltung, Engineering und quantitative Wissenschaft hinzu.
Gescheite Leute wie Alan Turing, Vannevar Bush, John von Neumann, Norbert Wiener, Claude Shannon, Grace Hopper, Seymour Papert, Doug Engelbart, J.C.R. Licklider und viele mehr (v.a. auch nicht so bekannte Frauen) konzipierten in den 40-er, 50-er und 60-er Jahren aus ihrer Sicht zu Recht auf der Basis von Schrift, Zahlen, Mathematik und dem sogenannten Abtasten (Scannen), digitale Strategien für die Zukunft. Mit den bis in die 70-er Jahre üblichen Wortbreiten, Wortmengen und Geschwindigkeiten von Speichern und Prozessoreinheiten war wirklich (fast nur) die Verarbeitung von alphanumerischen, digitalen, bereits vorher massiv abstrahierten Daten gut möglich. Und als durch Ausbildung und Lektüre völlig digital-literale Menschen waren sich die frühen "Computer Scientists" auch ziemlich sicher, man könne sich, wie von der Bibel aufgetragen, die Erde mit digitalen Methoden untertan machen.
Besonders beim größten Telefonkonzern der Welt vergaßen sie aber auch nicht, die Verarbeitung noch nicht abstrahierter Phänomene in ihre Überlegungen einzubeziehen. Harry Nyquists bereits 1928 unter dem Titel Certain topics in Telegraph Transmission Theory publizierte Forschungsergebnisse, heute bekannt als Nyquist-Shannon-Abtasttheorem und Claude Shannons 20 Jahre später veröffentlichte theoretische Arbeit A Mathematical Theory of Communication lieferten die Grundlage dafür, dass ab den 1960er Jahren, mit den durch Transistor und Mikrochip ermöglichten viel preiswerten und höheren Rechenleistungen, die der Menschheit zur Verfügung standen, diese auch auf nicht bereits durch Schrift und Zahl abstrahierte Sinnes- und Kommunikations-Phänomene in die automatisierte Verarbeitung einbezogen werden konnten. Im Falle der Bildverarbeitung war das zwar nicht ganz neu (Foto und Bildtelegraphie bereits digital) aber deutlich effizienter als zuvor.
Die schiere Menge und veränderliche Dichte analog verglichener und digital quantifizierter, d.h. gemessener Datenpunkte sowie die immer noch nicht wirklich gut verstandene "Doppelnatur" (Teilchen, Welle) der Welt bewirkten in der Folge lange, dass mit im Vergleich zu heute relativ einfachen und wenigen Rechenmaschinen in der Form sogenannter Supercomputer nur mittels extrem vereinfachter mathematischer Modelle Ahnungen von Vorgängen wie dem Wetter recht grob "berechnet" werden konnten. Die Verarbeitung und Simulation sinneswahrnehmungsartiger Prozesse blieb dagegen der analogiebildenden bis rund 1980 trotz aller Theorie und Laboranwendung der Aufzeichnung mit Sticheln in Kunststoffplatten oder mit dynamischen Elektromagneten auf Eisenoxid-beschichteten Drähten und Kunststoffbändern vorbehalten.
Der Fortschritt in der Transistorendichte auf Silikonplättchen gemäß Moore's Law (Chips) führte in der Folge zu Phänomenen wie 8 Rechenkernen und, ich weiß nicht wie vielen, Signalprozessoren in Geräten wie Handys, Kameras, Mischpulten und Audiorekordern sowie in persönlichen Computern, Notebooks, Tablets und v.a. sogenannten smarten Telefonen, die sich mittels Software in fast alles "verwandeln" können. Bald fast alle Leute telefonieren, fotografieren und spielen inzwischen nicht mehr mit "Telefonen" und anderen spezialisierten Geräten, sondern mit kleinen Taschencomputern, die, wie gesagt, 8 und mehr Prozessorkerne, diverse Kommunikationsprozessoren, Gigabytes an Speicher, jede Mengen Sensoren usw. usf. in sich bergen. Den Rest besorgt die exponentiell steigende Menge von Daten aus analog-digitalen Sensoren und digital-analogen Effektoren in Kameras, Autos, Maschinen, Lautsprechern und allem möglichen mehr, dem sogenannten Internet der Dinge. Und das Wachstum des "Gedächtnisses" und der Verarbeitungsergänzung für diese Winzig-Computer, lokal und in den sogenannten Internet-Wolken wird irgendwann vielleicht schon aber jetzt noch gar nicht aufhören, sondern beschleunigt sich vorläufig noch immer weiter.
Und mit der Ablöse der in der Hand gehaltenen Tonträger durch ihre digitale Simulation in immer vernetzteren Varianten sowie der Ablöse der Bildaufzeichnungs-Röhre und des magnetischen Tonkopfs von Videokamera und Mehrspur-Rekordern durch Analog-Digital-Konverter war es um die wenigen analogen Medien perspektivisch nach historisch sehr kurzer Zeit schon wieder geschehen. Kinofilm und Fotografie waren, wie bereits erwähnt, auch vor den elektrischen Sensoren ja immer schon digital gewesen. Bei ihnen war der einzige analoge Schritt eine Verstärkung und Modifikation durch den chemischen Prozess der Entwicklung.
Die kleine Welt, die große Welt und die Wahrnehmung
Was uns CD, Schallplatte, Film und Fotografie bei näherer Betrachtung schön zeigen können, ist, dass man zwischen der technische Repräsentation und der Sinneswahrnehmung dieser Repräsentation immer penibel unterscheiden muss. Keine von beiden darf man ignorieren. Und während die Abstraktion der Welt durch Sprache, Schrift und Zahlen schon seit tausenden Jahren in die Menschheit hineingesunken ist und kaum mehr als etwas "Künstliches" erlebt wird, war das bei der Erfindung von Fotografie, Telefonie, Kinofilm, Hörfunk und Fernsehen etwas ganz anderes. Jedefrau und Jedermann konnten das "Künstliche" der Ergebnisse und gleichzeitig, die erstaunliche sinnliche Qualität gleichzeitig wahrnehmen. Für die Erfinder und Entwicklerinnen waren aber von Anfang an immer das Ziel gegeben, das "Digitale" bei Aufzeichnung und Übermittlung in der Wahrnehmung der Empfänger zum Verschwinden zu bringen und alles ganz "natürlich und echt" erscheinen zu lassen. Die Möglichkeiten und die Maßstäbe dafür ändern sich fortlaufend und weiterhin.
Seit den alten Indern, Chinesen, Babyloniern und Griechen ist das mit dem Verstehen zumindest für die Männchen der Spezies so, dass man unterscheiden, zerlegen, abstrahieren und synthetisieren muss, dass man die Ergebnisse der syntaktischen Logik und der syntagmatischen Intuition, das schnelle und das langsame Denken gegenüberstellen, vergleichen, trennen und wieder zusammenfügen muss, wenn man sich in vielen Kurven der Wahrheit ernsthaft ein Stückchen nähern mag. Wenigstens dann, wenn die Wahrheit einem vielleicht mehr ist als ein blindes Werkzeug, das nur der Behandlung der eigenen kurzfristigen Bedürfnisse und Ängste dienen soll. In vielen Vorwärtsschüben und Rückschritten hat sich Quantifizierung und Digitalisierung dabei immer mehr durchgesetzt und vor, im und in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg einen ungeahnten Höhepunkt erreicht.
Die analoge Revolution
Als Konsequenz daraus sind die Werkzeuge nun soweit fortgeschritten, dass die "Digitalität" aller Simulationen immer weniger wahrnehmbar wird und die Welt, wenn man von der Ideologie einmal absieht, gerade jetzt für die meisten Menschen ja gar nicht vom analogen in das digitale Zeitalter übergeht, vielmehr ist das genaue Gegenteil der Fall. Nach 560 Jahren Weltherrschaft des Digitalen und 5000 Jahren zumindest Dominanz des Digitalen treten wir seit 50 oder 70 Jahren wieder in ein ganz "analoges" und "sinnliches" Zeitalter ein und alle Gesetze der Analogie und des kontinuierlichen "Fließens" beginnen wieder viel mehr zu wirken und zu regeln. Und komme uns keiner mit dem Sophismus, dass das neue Analoge nur eine digitale Simulation sei. Das wissen wir auch. But then again, who wants to decide if the world be analogue or digital, be continuous or discrete. Fundamentally, that is. Or decide if the world is a simulation like Platon did and some very modern female and male philosophers do research to see if it is.1
Und, aber das erfordert einen eigenen Text, was das Internet der großen und der persönlichen Computer, und besonders ihre Ausprägung als "Smartphone und Cloud", der ganzen Sache hinzugefügt hat, ist die Integration von allen elektrischen Kommunikationstechnologien und die damit einhergehende volle Zweiweg-Tauglichkeit. Die verschiedenen Industrien verteidigen zwar verzweifelt ihre bevorzugte Stellung in allen Interaktionen und auch in allen anderen größeren gesellschaftlichen Formationen bleibt die Kommunikation asymetrisch, aber sie bewegt sich schon deutlich von der z.B. in Religionen, in Thesenanschlägen, in Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen schon einmal da gewesenen Asymetrie der Massenkommunikation deutlich weg. Diese Entwicklung ist es, was wir gerade als "Internet- und Smartphone-Revolution" aktuell erleben. Und "Zweiweg" sowie "mehr Symmetrie" sind als Begriff und Vorstellung unendlich viel wichtiger als ob die Technik dazu digital oder analog ist. Was auch inzwischen wichtiger ist, weil die Microchip-Technologie durch die vielen Milliarden Intel-, Arm- und andere Chips im Überfluss vorhanden und damit selbstverständlich geworden ist, ist für jede Gruppe, wie sie Software-Entwicklung und -anwendung organisieren und gestalten kann. Und mit Software meeinen wir alles, was sich als organisierte Bitpakete in der Cloud und den persönlichen "devices" bewegen kann. Aber auch hier ist die sinnliche Oberfläche für jede/n, von der Systemprogrammiererin bis zum besoffenen TikTok-Lurker wichtiger als die Bitstruktur der Pakete.
Das Verdikt
Und weil das alles so ist und sich heute niemand mehr mit ausreichender Flughöhe mit den Details beschäftigen mag, begreifen die Großzahl der schon erwähnten CEOs, CFOs, CTOs, COOs und ihre Aufsichtsräte, die Politiker/innen, die Berater/innen und die Think-Tank-Arbeiter/innen, die alle gerade noch in den Ausläufern der digitalen Gutenberg-Welt ausgebildet wurden und die entsprechenden alten digitalen Machtspiele mühselig gelernt haben, nichts mehr, weil das Analoge ja viel feiner verästelt und viel weniger abstrahiert ist und sich viel schlechter mit starren und eng standardisierten Methoden handhaben lässt. Sie ahnen es irgendwie, aber nicht warum und probieren halt noch einmal und noch einmal und noch einmal. Am schlimmsten aber sind die von ihnen, die schon vorspielen können, sie seien neu, analog (aka digital) und cool. Die haben bereits vergessen, dass sie aus der digitale Welt stammen und nun Immigranten und Simulanten in der coolen, zyklischen analogen Welt sind, und dass sie leider viel zu viel Energie darauf verschwenden, ihr digitales, heißes Inneres zu verbergen.
Wir können nun also tatsächlich postulieren, dass auf der direkt und sinnlich wahrnehmbaren und verarbeitbaren Ebene eine analoge Revolution im Gang ist und darum eine analoge Strategie angebracht wäre, und digitale Strategien es damit in unserem Listenwerk der schlimmsten unter den taktischen und strategischen Fehlern auf Platz 1 geschafft und die Verwicklung in einen Landkrieg in Asien auf Platz 2 verdrängt haben.
1Das Standardmodell der Elementarteilchenphysik fasst die wesentlichen Erkenntnisse der Teilchenphysik nach heutigem Wissensstand zusammen. Es beschreibt alle bekannten Elementarteilchen und die berechenbaren Wechselwirkungen zwischen ihnen. Nur die vergleichsweise sehr schwache Gravitation wird von ihr nicht berücksichtigt. Um dem entsprechenden Stillstand zu entkommen, wird wild geforscht, spekuliert und mit immer größeren Maschinen simuliert.
In der allgemeinen Relativitätstheorie wird die Gravitation nicht wie eine Kraft im Sinne der klassischen Physik behandelt. Im Unterschied zu den gewöhnlichen klassischen Feldtheorien, in denen die Koordinaten für Ort und Zeit in einer festen Struktur vorgegeben werden, betrachtet die ART diese Struktur selbst als veränderlich.
Die Schrödingergleichung ist eine die ungestörte zeitliche Entwicklung von nichtrelativistischen Quantensystemen beschreibende Differentialgleichung. Die Gleichung wurde 1926 von Erwin Schrödinger als Wellengleichung aufgestellt und schon bei ihrer ersten Anwendung erfolgreich zur Erklärung der Spektren des Wasserstoffatoms genutzt.
Unsere ältesten Erinnerungen an Livemusik im Fernsehen stammen aus dem Jahr 1970. Wir waren alle 12 Jahre alt und innerlich schon 13 und es war der 21. März. Der Ort der Handlung war das IRL Amsterdam, aber das war egal. Denn der wahre Locus war das zwar noch nicht das endgültige globale aber jedenfalls schon ziemlich globale TV-Dorf der Europäischen Rundfunk Union oder, wie damals alle gerne sagten, die Eurovision.
Marc-Antoine Charpentier - Te Deum
Wir waren seit einiger Zeit Fans der blonden walisischen Sängerin Mary Hopkin, die rund 2 Jahre zuvor, von uns völlig unbemerkt, am 4. Mai 1968 den Fernseh-Talentwettbewerb Opportunity Knocks gewonnen hatte. Während wir uns also '68 noch im Dunklen befanden, rief der ehrgeizige britische Komponist, Sänger, Bassist, Gitarrist, Pianist und nachmalige Produzent Paul McCartney, der nicht nur über das notwendige Geld, ein erstklassiges Aufnahmestudio und eine gerade gegründete Firma namens Apple Records, sondern auch über hervorragende Gesellschafts- und Pressekontakte verfügte, angeblich auf Empfehlung eines Fotomodels namens Twiggy prompt die Siegerin an und lud sie zum Vorsingen und -sprechen.
McCartney hatte auch den passenden russischen Song auf Lager. Ein Lied (Дорогой длинною von Борис Иванович Фомин), das schon in den 20er-Jahren bei den Roten in Georgien und Russland ein Hit gewesen war. Mit der guten Mary nahm er neben der 1. Single der neuen Firma, einem Song seiner eigenen Band, auch gleich eine 2. 45er auf und legte damit für Apple Records 1969 einen famosen Doppelstart hin.
Hey Jude schaffte es im UK auf Platz 1, nur um 2 Wochen später von Those Were The Days verdrängt zu werden, das seinerseits dann die Krone 6 Wochen lang behaupten konnte.
Nicht nur das, in den USA schaffte man 3 Wochen lang Platz 2 in den Billboard Hot 100 und 6 Wochen Platz 1 im Billboard Easy Listening, in Deutschland, einem mmm (major music market), wie es schon damals hieß, 3 Wochen lang Platz 1 und 10 Wochen eine Platzierung in den Top 10 der Hitparade.
4 Millionen Verkäufe in 4 Monaten und kolportierte 8 Millionen weltweit verkaufte Singles bedeutet, dass Those Were The Days bis heute das erfolgreichste Musikprodukt des Apple-Labels blieb, das nicht von den Beatles selbst stammte.
In Österreich (mmm - minor music market) erfolgte der Einstieg in die "Die Großen 10 von Ö3" - Hitparade im November '68 direkt auf Platz 2. Das war gleich die Höchstplatzierung, dafür hielt sich der Song 16 Wochen bis in den Februar. A bit of heavy rotation und wir waren verkauft. Einer der ersten Tonträger, für den wir samt und sonders unser sauer verdientes Taschengeld auf den Tisch des Plattenhändlers blätterten.
So kam auch der britische Komponist und Sänger Gene Raskin, der den Song aus Russland importiert, sich die Rechte gesichert, ihn mit einem neuen englischen Text versehen, dann das Lied gemeinsam mit seiner Frau regelmäßig öffentlich vortragen, aber letztlich McCartney das ganze Russian package verkauft hatte, laut Wikipedia in die Lage, "to live very well on the royalties, buying a home in Pollensa, Mallorca, a Porsche Spyder and a sailing boat". Trotz dieses Spoilers lohnt die Lektüre der entsprechenden TWTD-Wikipedia Artikel (eng. u dt.) sehr, alleine wegen der history of song, der Erklärung der damals sehr ungewöhnlichen klezmerischen Instrumentierung und der aufgelisteten Auswahl aus 56 weiteren Cover-Versionen.
All Kinds Of Everything
Kurz und gut und umso mehr, als Österreich auf die Teilnahme am Song Contest verzichtete, gingen wir als Fans und Daumendrücker von Mary Hopkin, sie ihrerseits als Favoritin, in den feierlichen Fernsehabend bei den Großeltern. Der deutsche Song und die deutsche Kandidatin (Wunder gibt es immer wieder - Katja Ebstein) gefielen uns beide nicht und auch sonst war im Radio nix gewesen, was uns begeistern konnte. Mary trat an mit Knock Knock Who's There und das würde wohl ok werden. Aber alles kam anders.
Ein süßer 19jähriger Teenager mit Zahnlücke aus Irland namens Dana (äh, keine Verwandtschaft mit der nachmaligen Siegerin Dana International) kam, sah und siegte. Der Song hieß All Kinds of Everything und hat bei uns mittels TV, Hörfunk und ebenfalls erworbenem Tonträger tiefe Spuren hinterlassen.
Wie jedermann (und jede Frau natürlich, Mädels), der unser About gelesen hat, weiß, definiert dieses Syntagma bis heute den inhaltlichen Fokus unseres Denkens und Schreibens. Zudem ein großartiger Triumph von Raidió Teilifís Éireann über die sich schon als sichere Siegerin sehende British Broadcast Corporation.
Mary Hopkin wurde 2., Katja Ebstein 3. und auf dem 4. Platz, was man aus 7/7 hindsight als eigentlich interessantestes Detail des 1970er-Song Contest festhalten muss, landete ein völlig unbekannter spanischer Sänger namens Julio Iglesias mit einer Eigenkomposition namens Gwendolyne.
After you have been so geduldig and made it to down here now finally to the beef: (Ist ja dank dem von Google finanzierten öffentlich-rechtlichen Weltarchiv alles noch da und auch akzessibel.)
Dana International/Yaron Cohen (1. Platz 1998) ist lange vergessen und Verka Serduchka/Andrij Danilko (2. Platz 2007) wurde hierzulande nie wahrgenommen.
Die entsprechenden Suchergebnisse in nationalen österreichischen Medien haben uns dann auch ein wenig enttäuscht:
ORF.at auf http://www.google.at/#q=dana+international+site:orf.at
derStandard.at auf http://www.google.at/#q=dana+international+site:derstandard.at
diePresse.com auf http://www.google.at/#q=dana+international+site:diepresse.com
kurier.at auf http://www.google.at/#q=dana+international+site:kurier.at
Auch das Fernsehen hat uns diesbezüglich natürlich nicht befriedigen können. Damit aber die beiden obigen Damen doch nicht ganz vergessen seien, hebt Youtube wie meistens alles auf und kann man einfach nachsehen
Derzeit würden wohl nicht wenige mediale Jedi-Ritter viel darum geben, wenn sie sicher wüssten, ob nun Barack Obama oder doch eher Eric Schmidt der Sith-Meister ist und, weil Vladimir Putin vielleicht doch eine Art Count Dooku darstellt, wer eigentlich Darth Maul war und wer wohl Darth Vader sein wird.
Man fragt sich auch, ob die von Herrn Döpfner in der FAZ losgetretene Google-Debatte nicht in Wahrheit schon wichtiger ist als die Krise in der Ukraine. Ist nicht Russland die outgoing power und die digitalen Großkonzerne die incoming?
Die Akteure in der der postsoziopolitologikoischen Analyse:
Wladimir Wladimirowitsch Putin
Von V. Putin geht die Mär, dass er schlau und nun dabei ist, die Schulden der Ukraine durch raffiniert-hintergründige Manöver wie die gleichzeitig doch transparente militärische Bedrohung und Erpressung der eurodemokratischen Regierung in Kiew und des Westen einzutreiben, was man nicht durchgehen lassen kann.
Wir halten das für nicht ganz richtig. Putin, obwohl wahrscheinlich ein intelligenter und schlauer Innenpolitiker und durchaus mit einem Überblick über die kräftemäßigen Weltverhältnisse ausgestattet, ist in der realen Realität, wie einst Kaiser Wilhelm vor '14, ein eher armes Würstchen, weil international nicht wirklich konkurrenzfähig und gerade mal zuhause in der Lage, den weniger gebildeten Schichten den starken Mann vorzuspielen.
Weil aber Russland gerade erst wirklich in eine befreite Literalität eintritt, indessen bei uns der literale Mann, sprich der Macho, schon seit 3 Jahrzehnten ins Klo gespült wird, findet jeder im Westen, der darunter leidet, mehr oder weniger heimlich, den Putin derzeit einen feschen und klassen Burschen.
Diese etwas quere Bewunderung eines durchaus begabten Akteurs muss dann hierzulande hinter mehr oder weniger raffinierten politischen Analysen versteckt werden. Und das ist, was diese Redaktion hier so elend findet, so, wie wir auch die Kritik Schröders und Chiracs am 2. Irakkrieg und Amerika unerträglich elend fanden, obwohl gerade dieser Krieg der dümmste aller Zeiten und noch dazu von moralisch sehr zweifelhafter Natur war.
Verdict: No way he is even a Sith Lord.
to be continued ....
next time: Eric Emerson Schmidt
Du hast recht,
Universal-Genies brauchen wir echt keine mehr. Ich wollte eh nur sagen:
Things are going to slide, slide in all directions.
Won't be nothing, won't be nothing you....
by MaryW (31.10.24, 23:13)
...
Hm. Ich glaub, da gibt es schon noch einige Kandidat*innen. Mir fällt spontan Lisz Hirn ein. Ich fürchte nur, die schaffen es nicht mehr, so....
Es gibt sogar
Verbrecher, die das ganze WE zusätzlich durcharbeiten, um Pegelkarten zu bauen. Das sind dann die allerletzten.
by gHack (17.09.24, 18:56)
Geändert
Inzwischen hat Herr Fidler den Fehler erkannt und korrigiert sowie sich inzwischen bei den LeserInnen entschuldigt.
Nur damit das nicht untergeht. Wir haben hier in der....
by StefanL (21.02.22, 09:17)
There has been evidence
that the important and successful ideas in MSFT - like licensing the Unix source code in the 70ies and learning from it and licensing QDOS....
by StefanL (02.01.22, 11:18)
Now
I think I maybe know what you meant. It is the present we know best and the future we invent. And history is mostly used....
by StefanL (02.01.22, 09:51)
???
Hey, it's just a phrase wishing to convey that you're always smarter after the event than before it.
by StefanL (28.12.21, 07:35)
Addendum
Oracle is now mentioned in the English Wikipedia article on teletext and even has its own article here. Electra has one too.
by MaryW (22.12.21, 07:11)
We have grossly erred
At least in point 5. We thought, people would have come to the conclusion that permanently listening to directive voices as an adult is so....
by MaryW (21.12.21, 07:42)
Did not want to spell the names out
Ingrid Thurnher should have been easy, as she is pictured in the article. Harald F. is an insider joke, the only media journalist in Austria,....
by StefanL (19.12.21, 08:45)
...
with four letters it becomes easier though i am not sure with hafi… anyhoo, inms guessing acronyms or whatever this is.
*it’s not my steckenpferd
by tobi (24.11.21, 20:49)
Should be
pretty easy to guess from the context and image who HaFi and InTu are. Besides, thx for the hint to the open bold-tag.
by MaryW (22.10.21, 01:16)
Low hanging fruit
1 comment, lower geht es mathematisch schon aber psychosomatisch nicht.
by MaryW (15.10.21, 19:51)
...
da ist wohl ein <b> offen geblieben…
und wer oder was sind HF und IT?
Freiwillige Feuerwehr
Wie ist das mit den freiwilligen und den professionellen Feuerwehren? Wenn 4 Häuser brennen und nur 2 Löschzüge da sind, dann gibt es doch eine....
by MaryW (22.07.21, 07:06)
Well
That is a good argument and not to be underestimated. I was convinced a malevolent or rigid social environment (the others) posed the largest obstacle....
by MaryW (18.07.21, 08:54)
Und noch etwas
Die Schutzkleidung ist ein großes Problem. Sie verhindert allzu oft, dass mann mit anderen Säugetieren gut umgehen kann.
by StefanL (26.05.19, 07:09)
Yeah
U get 1 big smile from me 4 that comment! And yes, i do not like embedded except it is good like this. It's like....