Ein Schock durchzuckt Europa: Fahndungsliste abgearbeitet

Videolink: Herbert Kickl im Porträt (Fahndungsliste gegen Ende, bei ORF On, voraussichtlich bis 6.2.2024)

Wie immer jetzt die Regierungsverhandlungen ausgehen, seine berühmte Fahndungsliste hat Herbert Kickl schon praktisch abgearbeitet. Alle Genannten sind gerade im Abgang begriffen:

• Nehammer: weg als ÖVP-Obmann, voraussichtlich am 11.1. weg als Bundeskanzler;
• Edtstadler: weg aus dem Verhandlungsteam, scheidende Verfassungsministerin wird als Anwälting nach Salzburg gehen;
• Schallenberg: scheidender Außenminister, voraussichtlich am 11.1. dazu Interimskanzler und nach der bevorstehenden Regierungsbildung, nach eigener Ankündigung "nicht Teil einer neuen Regierung";
• Kogler: nach den Gepflogenheiten als Vizekanzler abgewählt, scheidender Vizekanzler und Kultusminister bis zur Bildung der neuen Regierung, Bereichssprecher für Kunst und Kultur im Grünen Parlamentsklub;
• Rauch: scheidender Sozial- und Gesundheitsminister, Abgang in die Pension;

Wanted!

Der einzige, der ihm, z.B. mit parlamentarischen Anfragen, noch lästig werden kann, ist Werner Kogler, der ja auch einen anderen radikalkonservativen jüngeren Kollegen, Basti K. schon ziemlich übel mitgespielt hat. Als giftgrüner Sprecher für Kunst und Kultur wird er wohl versuchen, die österreichische Kultur- und Intellektuellenszene aufzuhetzen, aber Herbert K. trägt ja seine Etiketten und Stempel nach eigener Aussage "wie einen Orden".

Weiland bei Adolf H. und seinem größten Helfer, dem preußischen Minister des Innern, Ministerpräsidenten, Reichsstatthalter, Präsidenten des Staatsrates, Präsidenten des Reichstags, Reichsforstmeister und Reichsjägermeister usw. Hermann G., da hieß "Fahndungsliste" schon Verhaftung, Häfn und Lager. Das wird der Herbie K. mit seinen Gegnern weder aufführen können noch wollen. Das mögliche Maximum, das in dieser wunderbaren 2. Republik möglich ist, hat er wohl schon erreicht.

Weg mit ihnen aus dem Hinter-, Vor- und Haushof der Macht. Für die nächsten paar Jahre jedenfalls. Ein paar anderen werden Herbie K. und seine Helfershelfer vielleicht auch noch durch Hänselein die Nerven so ruinieren, dass "sie sich freiwillig schleichen". "Ausschließen" sagte man früher in der Schule, am Arbeitsplatz und bei Verwandten-Treffen dazu, neudeutsch heißt das jetzt "Mobbing".

Allerdings kann ja die heutige "Serious-by-the-Net-Become-Yelllow-Press nicht mehr so gut zwischen "Hinter den Kulissen" und "Vor den Kulissen" unterscheiden wie seinerzeit z.B. die Hugenberg'schen Blätter. Man kann sich die Schlagzeilen und Metadaten schon vorstellen. Wegen des ordentlichen Schmerzensgeldes und des ausreichenden Spesenkontos, die österreichischen BKs so zustehen, braucht einem Herbie K. trotzdem nicht allzu leid tun.

Deutsche Presse völlig im Schock

Alte Gewohnheiten gehen nur langsam weg. "Nazis an der Macht?" titelt T-Online (seit 2015 nicht mehr Deutsche Telekom sondern Stroer Media). Im neuen Tab von Firefox sieht das so aus. Das ist wahrscheinlich die Formulierung der deutschen Firefox-Redaktion. In den Metadaten von T-Online findet man es nicht. Die FF-Red hat es die Formulierung wohl aus dem Text entnommen, der so beginnt:

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

kaum hat das Jahr begonnen, durchzucken Schockwellen die europäische Politik. (Anm. d. Red.: fett wie im Original)

Dafür findet man in den Metadaten weitere schöne Dinge wie das title tag, einen besonders tollen keyword tag das doch sehr "gemäßigt" formuliertem og:title meta property, dessen Inhalt zwar fast mit dem description tag entspricht, aber die dortigen Rechtsextremisten noch schnell in Rechte umwandelt.

title: Österreich: Kommen Nazis an die Macht?
meta name="description" content="Österreich zeigt, wie Mitte-Parteien
ungewollt Rechtsextremisten groß machen."
meta name="keywords" content="FPÖ,Herbert Kickl,Österreich,
Alexander Van der Bellen,AfD,ÖVP,EU,Europa,Wien,Berlin,London,Paris,
Villach,Jörg Haider,Charlie Hebdo,Waffen-SS,
Weltgesundheitsorganisation,Russland,Ukraine,
Bundestag,Björn Höcke,Konrad-Adenauer-Stiftung"
meta property="og:title" content="Österreich zeigt, wie Mitte-Parteien
ungewollt Rechte groß machen"

Insgesamt hat Österreich jetzt eine spannende "Presse" im sogenannten Ausland: Wohl wallt wohlige Wonne durch Deutschlands Redaktionsstuben.

• FAZ: Es wird dunkel in Österreich
• Spiegel: Wiener Krise im Minutenprotokoll: Auschwitz-Komitee nennt Regierungsauftrag für FPÖ »schwer erträglich«
• Die Welt: „Herbert Kickl weiß, er muss sich staatstragend geben“ und
• Freispruch in Wien - Syrer muss für Missbrauch von zwölfjährigem Mädchen 100 Euro Wiedergutmachung zahlen
• Jüdische Allgemeine: Ritt ins Verderben
• Bild: Was in Österreich passiert, muss uns Angst machen

Restliche Auslandspresse, noch gefasst

Frankreich, die Niederlande und das UK, einst Hauptbetreiber der Ächtung Österreichs geben sich wohl angesichts einer kommenden Präsidenting LePen, dem Boris-Nigel-Brexit-Cup und der Freundschaft zu America (great again) sowie dem wasserstoffblonden Schlurfmann als Drahtzieher der Regierung schon viel weniger von wohligen Angstschauern gebeutelt.

• Le Nouvel Obs: Qui est Herbert Kickl, le «Orban autrichien» qui fait triompher l’extrême droite en Autriche?
• The Guardian: Austria’s far-right leader to invite centre right for coalition talks
• De Telegraaf: Radicaal-rechtse FPÖ mag coalitie vormen in Oostenrijk

Den Rest der europäischen (ähem) Qualitätspresse, z.B. "El País", wo man folgendes lesen kann: "El presidente de Austria, ele progresista Alexander van der Bellen, had decidido encargar la formación de un nuevo Gobierno al líder del Partido de la Libertad (FPÖ), Herbert Kickl, ganador des las pasadas elecciones. ... Se abre así la puerta a que por primera vez en democracia un dirigente de la ultraderecha asuma la jefature del Gobierno de Austria", könnt Ihr selber googlen und Euch köstlich amüsieren wie weiland die Irokesinnen bei der Lektüre der Jesuitenbücher, die über sie geschrieben und gedruckt wurde.

Die Ostküste, anscheinend auf Tauchstation

Seltsamerweise haben wir in den Medien der berüchtigten Ostküste keinerlei entsetzte Aufschreie ausfindig machen können. Da mache sich nun mal jemand einen Reim drauf. Vielleicht sind sie mit Don Trumpledore und schweren Entscheidungen, wie man sich da verhalten soll, so ausgelastet, dass little Austria is not that much a concern for us.