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StefanL, 17.07.21, 08:19
Das Glück kommt und geht. Das mag damit zusammenhängen, dass Differenzen sowohl in der "äußeren" als auch der "inneren" Wahrnehmung, die natürlich eng verbunden sind, eine so große Rolle spielen. Manchmal kommt ein ganz bestimmtes Glück immer wieder zurück. Das ist schön.
Meine Eltern hatten einen billigen Kofferplattenspieler aus dem Migro in der Schweiz, der den Vorteil hatte, dass man die Nadel umdrehen und deswegen nicht nur Singles und LPs sondern auch 78er-Schellacks, von denen meine Mutter einige hatte, abspielen konnte. Hauptsächlich war dieses Ding, das man durch Auflegen und Verriegeln der Lautsprecher verschloss, für Hit-Singles gedacht. So groß wie eine Single war nämlich auch sein Teller. Der Tonarm war kurz und wackelig und der Abtaster von der keramischen Sorte mit Saphir und vorne schwer. Nicht so schlimm wie ein Grammophon mit Stahlnadel aber doch grrr irgendwie.
Bei meinen ersten 3 Singles, die ich mir mit 12 oder 13 Jahren kaufte, war das noch ok, aber als ich mein erstes sauer verdientes Geld für eine LP ausgab, fürchtete ich, der Plattenspieler könnte sie schneller abnutzen, als mir lieb war. Der betuchte Vater eines Schulfreunds hatte eine "tolle" Dual-Hifi-Stereo-Anlage, mit der er "seriöse" Musik hörte. Der Plattenteller war so groß wie eine LP und der Tonarm war viel vertrauenserweckender als der zuhause. So eine Anlage konnte ich mir und wollten meine Eltern sich natürlich nicht leisten.
Im Sommer kam der erste Ferienjob daher und ich sah und verdiente mehr Geld als ich vorher jemals gesehen hatte. Mit einem Schulfreund fasste ich den Plan, einen großen Teil dieses Geldes für einen anständigen, gerade mal unterstes Ende der DIN-Hifi-Norm, Plattenspieler mit Magnetsystem und Platten auszugeben. In Bregenz war das sehr schwer und teuer. Deswegen kaufte ich mir den Plattenspieler und meine ersten 10 LPs in Lindau, verstaute das Ganze am Lindauer Bahnhof in einem Schließfach und "schmuggelte" die einzelnen Teile portioniert mit dem Fahrrad und einem ausgeliehenen Schlauchboot über die Grenze. Aufregend. Und tatsächlich, die Musik, die herauskam, war viel schöner als alles, was je aus dem elterlichen Plattenspieler erklungen war. Und das Auflagegewicht der Nadel von nur 2p statt 6p und ein einstellbares Anti-Skating versprachen eine lange Lebensdauer für meine geliebten Platten. Von den 10 sind einmal 2 auf einer Party verschwunden, 8 davon besitze ich aber noch immer. Mein Freund, übrigens, kaufte sich die "nächsthöhere" Anlage und dafür keine Platten.
Nach der Matura zog ich nach Wien und nun war mir meine kleine "Anlage" bald nicht mehr gut genug. Ich baute mir selber große "Boxen", kaufte meinen ersten gebrauchten Verstärker und einen gebrauchten größeren Dual-Plattenspieler, der bald, nachdem ein "Auskenner" die Firma Dual, die ich ja seit dem Besuch im "Musikzimmer" des Vaters meines Freundes, immer für das Beste gehalten hatte, geschickt verspottet hatte, durch einen Thorens ersetzt wurde.
Mitte der 80er Jahre entdeckte ich britisches Hifi in einem Laden in der Kaiserstraße (Shortone). Was die Leute dort einem wie mir mit offensichtlich wenig Geld und mehr Sehnsucht einreden wollten, war, einen Linn Sondek LP12 für ca. öS 20.000, einen kleinen Verstärker namens NAD 3020 und kleine britische Regal-Lautsprecher zu kaufen. Sie zeigten einem, wieviel schöner poliert der Haupt- und der Subteller des Linn waren als beim Thorens und machten ziemlich manipulative AB-Test-Vorführungen. Die 20.000 waren damals natürlich ganz außerirdisch. Ich fand auch, dass der Unterschied vom Dual mit kleinem Dual Pickup zum Thorens mit dem besten AGK-Tonabnehmer viel größer war als der vom Thorens zum Linn, selbst mit einem teureren Linn Tonabnehmer. Ich dachte darauf irgendwie, die Briten kochen auch nur mit Wasser, obwohl ich natürlich zugeben musste, dass der Linn besser war als der Thorens. Der NAD 3020 gefiel mir dagegen gar nicht wirklich besser als mein Yamaha. Aber sehr hübsch war er, der Sondek LP-12, hübscher als der auch nicht schlecht aussehende Thorens, der gebraucht ca. öS 3.000 gekostet hatte.
Und dann sah ich dort einen gerade zurückgegebenen Heybrook TT2 im Regal stehen. Ich schaute mir diesen Plattenspieler genau an und fragte nach dem Preis. Der Verkäufer sagte mir, der sei halt eine "schlechtere" Linn-Kopie und ich könnte ihn um öS 8.000 ohne Tonabnehmer, aber mit dem montierten Tonarm haben. Aufbauen und vorführen wollte er ihn nicht. Mir gefiel er, dooferweise hauptsächlich der "kleine" Linn-Tonarm und die Tellerpolitur, besser als mein Thorens und die vorher dargebotene Ideologie, dass und warum britisches Hi-Fi besser sei als deutsches Hifi, hat wohl auch gewirkt. Jedenfalls habe ich ein Jahr später meinen Plattenspieler verkauft und einen schon länger gebrauchten Heybrook TT2 um öS 5.000 erworben.
Zuhause stellte sich heraus, dass er tatsächlich nachhaltig besser war als der Thorens und viel besser konstruiert war als der Linn und der Thorens. Linns habe ich später öfter bei Bekannten gehört und hatte länger einen zuhause, den ich nur wegen des Tonarms Ittok kaufte, an den ich so preiswerter kam als wenn ich ihn auf einer Börse solo gekauft hätte. Er war da schon lange nicht mehr in Produktion. Das Laufwerk konnte ich so teuer verkaufen, dass ich den Ittok fast umsonst bekam. Verrückte Welt.
Der Heybrook hatte von Anfang an Eigenschaften und Konstruktionsmerkmale, die man bei Linn später sehr teuer nachrüsten konnte. Das ist einer der Gründe, warum die Firma Linn immer noch Musikgeräte verkauft, sogar den LP12 zu unverschämten und verrückten Preisen (je nach Ausstattung von € 4.000 - 25.000), und ihr Gründer, Ivor Tiefenbrun richtig reich wurde. Der Gründer von Heybrook dagegen, Peter Comeau, ein sehr guter Lautsprecher-Konstrukteur, der mit seinem Partner Stuart Mee dem Mitarbeiter Shane White die Umsetzung des Heybrook TT2 ermöglichte, musste seine Firma Mecom Acoustics verkaufen und danach wie davor für verschiedene Unternehmen der Unterhaltungselektronikindustrie arbeiten und hat bis heute nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag.
Letztes Wochenende habe ich den Heybrook, was ich ca. 1 mal pro Jahr mache, geputzt und justiert und einen Tonabnehmer montiert, der sich jetzt ca. 4 Jahre in einem Schachterl ausgeruht hat. Danach habe ich ca. zweieinhalb Stunden den "Späten Klaviertrios" von Josef Haydn und der wunderbaren Nummer "Fables of Faubus" von Charles Mingus gewidmet. Ich habe den Heybrook nun seit über 30 Jahren, hatte nie mehr das Gefühl einen anderen Plattenspieler zu brauchen und immer noch beschert er mir viel Freude, um nicht zu sagen Glücksmomente. Das einzige was sich verändert hat ist, dass ich ihm einen neuen, besseren Gleichstrom-Motor samt Motorsteuerung spendiert habe und alle paar Jahre meine Tonarme und Tonabnehmer ruhen lasse bwz. aktiviere. Abwechslung muss sein.
Heutzutage erleben LPs und Plattenspieler eine Renaissance und es gibt viel mehr Hersteller als damals, mit alten Namen und mit neuen. Die meisten ordentlichen Geräte schielen aber nur noch auf Rechtsanwälte, Zahnärzte und von da an aufwärts. Die Ausnahmen, vielleicht Rega, Pro-Ject und Music Hall, erzielen ihre ganz guten Ergebnisse mit einfacherer Konstruktion, den besseren Materialien, die es inzwischen gibt und effizienterer Produktion in Asien. Ich hätte aber keinen von denen lieber als meinen Heybrook. Genausowenig möchte ich eines der extrem teuren Monstergeräte haben, die im sogenannten Highend zu horrenden Preisen angeboten werden, in meinem Wohnzimmer haben. Den Heybrook sehe ich auch als nachhaltiges Produkt, als eines, das sich nicht nur Betuchte leisten konnten, das trotzdem lange hält und vielleicht sogar an die Kinder weitergegeben werden kann. Für letzteres braucht es keine Patek-Philippe-Uhr und keine unleistbaren Kunstwerke, mit denen sich die geschmackvollen Gutverdiener gerne selber adeln. Und das absurdeste Ding, das in Verpackung und Design wie ein "heirloom piece" daherkommt, ist wohl das iPhone, das nach 3-7 Jahren einfach echt obsolet ist. Amen.
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last updated: 18.12.24, 12:27
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😺
by tobi (18.12.24, 12:27)
We could just barely
keep the censor's office and the press team of the president-elect from intervention but here are our apologies and our thanks for these valuable hints....
by MaryW (17.12.24, 23:37)
...
The (correct) first name of Mr. Zelenskyj is the Ukrainian Володи́мир, not (of all things) the Russian Влади́мир 😿
Second name is Oleksandrovych.
Ложка дьогтю у бочці....
by tobi (16.12.24, 19:15)
Du hast recht,
Universal-Genies brauchen wir echt keine mehr. Ich wollte eh nur sagen:
Things are going to slide, slide in all directions.
Won't be nothing, won't be nothing you....
by MaryW (31.10.24, 23:13)
...
Hm. Ich glaub, da gibt es schon noch einige Kandidat*innen. Mir fällt spontan Lisz Hirn ein. Ich fürchte nur, die schaffen es nicht mehr, so....
by tobi (03.10.24, 19:21)
Das sind
wirklich die allerletzten, diese Streberschweine. Aber sonst auch.
by StefanL (18.09.24, 08:42)
Es gibt sogar
Verbrecher, die das ganze WE zusätzlich durcharbeiten, um Pegelkarten zu bauen. Das sind dann die allerletzten.
by gHack (17.09.24, 18:56)
Geändert
Inzwischen hat Herr Fidler den Fehler erkannt und korrigiert sowie sich inzwischen bei den LeserInnen entschuldigt.
Nur damit das nicht untergeht. Wir haben hier in der....
by StefanL (21.02.22, 09:17)
There has been evidence
that the important and successful ideas in MSFT - like licensing the Unix source code in the 70ies and learning from it and licensing QDOS....
by StefanL (02.01.22, 11:18)
Now
I think I maybe know what you meant. It is the present we know best and the future we invent. And history is mostly used....
by StefanL (02.01.22, 09:51)
???
Hey, it's just a phrase wishing to convey that you're always smarter after the event than before it.
by StefanL (28.12.21, 07:35)
Addendum
Oracle is now mentioned in the English Wikipedia article on teletext and even has its own article here. Electra has one too.
by MaryW (22.12.21, 07:11)
We have grossly erred
At least in point 5. We thought, people would have come to the conclusion that permanently listening to directive voices as an adult is so....
by MaryW (21.12.21, 07:42)
Did not want to spell the names out
Ingrid Thurnher should have been easy, as she is pictured in the article. Harald F. is an insider joke, the only media journalist in Austria,....
by StefanL (19.12.21, 08:45)
...
with four letters it becomes easier though i am not sure with hafi… anyhoo, inms guessing acronyms or whatever this is.
*it’s not my steckenpferd
by tobi (24.11.21, 20:49)
Should be
pretty easy to guess from the context and image who HaFi and InTu are. Besides, thx for the hint to the open bold-tag.
by MaryW (22.10.21, 01:16)
Low hanging fruit
1 comment, lower geht es mathematisch schon aber psychosomatisch nicht.
by MaryW (15.10.21, 19:51)
...
da ist wohl ein <b> offen geblieben…
und wer oder was sind HF und IT?
by tobi (25.09.21, 10:50)
manche nennen das
low hanging fruits, no?¿
by motzes (25.08.21, 20:33)
Freiwillige Feuerwehr
Wie ist das mit den freiwilligen und den professionellen Feuerwehren? Wenn 4 Häuser brennen und nur 2 Löschzüge da sind, dann gibt es doch eine....
by MaryW (22.07.21, 07:06)
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