Farewell To Welfare

Die bedeutsamste Kritik von Karl Marx an der materialistischen deutschen Philosophie und besonders Ludwig Feuerbach war wohl, dass sie Wahrnehmung und Erkenntnis als passive und nicht aktive Tätigkeit begriffen.

Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv

Ironischerweise ist mir bei den Quantendynamikern und den biologischen Konstruktivisten, denen 100 Jahre später das Begreifen der Kognition als aktivem Prozess ein so zentrales Anliegen war, nie eine Referenz auf diese Kritik untergekommen.

Quelle: C:\fakepath\feuerbach.jpg

Ähnlich relevant in unseren Augen ist Marx' Kritik am Sozialismus der meisten seiner Zeitgenossen, nämlich, dass es ihnen in der praktischen Politik fast immer mehr auf Verteilungsgerechtigkeit ankam als auf eine radikale, die Wurzeln anpackende, Veränderung der Arbeitsteilung.

Sozialer Mainstream

Von 1890 bis 1920 und in der Folge bis heute hat sich in den Bewegungen und Organisationen, die für "die da unten" Partei ergreifen wollen, der Kampf für mehr Verteilungs- und Konsumgerechtigkeit flächendeckend als dominantes Anliegen durchgesetzt und gipfelt heutzutage in der Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen.

Heute ging in der Schweiz eine Volksabstimmung zum Thema mit 78%:22% verloren. Nichtsdestotrotz behält die Forderung in vielen Ländern der entwickelten Welt bedeutende Minderheiten der Bevölkerung und Teile der Elite hinter sich.

"Bedingungslos" scheint außer in Finnland und vielleicht Norwegen ziemlich utopisch zu sein, aber in Europa kann und will sich kaum ein Partei leisten, nicht für gute staatliche Kranken-, Pensions- und Arbeitsversicherungen zu sein. Die Unterschiede liegen da mehr in der Praxis und bei Höhe, Zahl und eben den Bedingungen für die entsprechenden staatlichen Transfer-Leistungen.

Auf der anderen Seite blieb das Bemühen um eine bessere und gerechtere Arbeitsverteilung überwiegend auf Anstrengungen für mehr (Aus)-Bildung nicht privilegierter Kinder beschränkt. Ein hehres Ziel allemal und immer wieder nicht nur auf die Rekrutierung von Funktionären der bestehenden Verhältnisse beschränkt. Die Grundlagen der Arbeitsteilung in der industriellen Produktionsweise wurden dadurch aber nicht berührt. Alle Bildungsverbesserungen änderten kaum etwas außerhalb der Zusammensetzung der jeweiligen Eliten.

Quelle: C:\fakepath\PoorhousePlan1.jpg

Im Rückspiegel

Karl Polanyi, ausgewanderter österreichischer Sozialwissenschafter hat in seinem Opus Magnus "The Great Transformation" die Herausbildung des Sozialstaates von den englischen "pauper laws" der Tudorzeit über die Durchsetzung der Marktwirtschaft im Vereinigten Königreich der 1830er Jahren bis hin ihrem Zusammenbruch in der Zwischenkriegszeit untersucht.

Die Spannungen zwischen der von einer Mehrheit der wirtschaftlichen Eliten bevorzugten "Selbstregulierung" durch verschiedene Märkte und den "Selbstschutzmaßnahmen" der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und damit auch der Staaten mündeten laut Polanyi 1929 im Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Diese globale Krise wurde in der Folge durch Faschismus, Sozialismus und New Deal an verschiedenen Orten auf verschiedene Weise und dann durch einen zweiten Weltkrieg, in jedem Fall aber nicht auf liberale und selbst regulierende Art und Weise, gelöst.

Nicht wenige Autoren des 19. Jahrhunderts meinten, sich wie ein Händler auf dem Markt zu verhalten, sei "natürlich" und jedes andere Verhalten im Bereich der Wirtschaft künstlich. Mit dieser Annahme, die heute, wo schon fast jede soziale Interaktion als Markt begriffen wird, kommt man einfach und schnell zu Selbstregulierungsfantasien aller Art. Die dafür notwendigen gewalttätigen Eingriffe blendet man umso leichter aus.

Weder gibt es Nachweise, dass Profitstreben für den Menschen "natürlich" ist, noch dafür, dass die Erwartung von Bezahlung von Arbeit ihm innewohnt. Die normalen Motivationen in der Arbeit sind Selbsterhaltung (biochemisch), Gegenseitigkeit, Wettbewerb, Freude und soziale Anerkennung.

Wirtschaftssysteme sind in der Regel in politische Systeme eingebettet. In den vergangenen 150 Jahren sollte sich dieses Verhältnis auf den Kopf stellen.

Quelle: C:\fakepath\kantosozialamt.jpg

Nach 1945 und mit Abschluss der vorstellbar gewalttätigsten Lösung der globalen Krise nach dem Zusammenbruch von Goldstandard und Weltwirtschaft war kein Staat der ersten und zweiten Welt mehr ohne umfangreiches Sozialsystem denkbar.

Dem Ende entgegen

Seit 1980 lösen sich aus einer ganzen Reihe von Gründen viele zuvor noch unangreifbare Übereinkünfte zu staatlichen Systemen der "Verarmungsverhinderung" langsam und in mannigfaltigen Konflikten auf. Das angloamerikanische Zentrum der globalen Welt war im langen Jahrzehnt von 1980 bis 1990 wie in so vielen anderen Dingen der Vorreiter. Die Auflösung von Sowjet-Union und Ostblock tat ein übriges.

Als bekannteste Galionsfiguren dieser Veränderung sind Ronald Reagan und Margret Thatcher bekannt.

Die Volksrepublik China hatte seit ihrer Gründung und bis heute nie ein Sozialsystem, das aus europäischer Sicht auch nur eine Nebendebatte wert wäre. Besonders lustig fanden wir hier immer, dass man mit den linken europäischen Fans von Mao Dse Dong nicht einmal darüber reden konnte, das in der Volksrepublik kein nennenswerter Mietwohnungsmarkt existiert und Auszug aus der elterlichen Wohnung den Erwerb von Haus- oder Wohnungseigentum oder die Übersiedlung in ein Arbeiterwohnheim voraussetzt.

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last updated: 03.03.25, 19:12
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Haschimiten-Familie Vater:Husain ibn 'AliEmir von Mekka von 1908 - 1916König des Hedschas von 1916 - 1924 Sohn Faisal:Verhandlungsführer der "Araber" in Paris König des Irak von 1921....
by StefanL (19.01.25, 06:26)
Ich habe eh
einen Esseh über den Kulturpessimismus, der ja grundlegend mehr reaktionär als konservativ ist, in Arbeit. Wird aber noch dauern.
by StefanL (10.01.25, 23:50)
Jaaa!
Ich geb ja gerne zu, dass der Neid aus mir spricht. ;-)
by StefanL (10.01.25, 23:46)
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Aha soso ein Professor h.k. (honore kurza).
by tobi (10.01.25, 23:30)
I totally agree
mit der Meinung, dass das Hemisphärenmodell überholt ist. Die mediale Lust am Untergang hat eine rational kalkulierendes Element auf der einen Seite und massenpsychologische Element, dass....
by StefanL (10.01.25, 20:15)
Woher kommt diese Lust am Untergang?
Friedrich Sieburg kommentierte »die Tendenz der Medien, unentwegt den Weltuntergang durch einen Atomkrieg vorauszusagen als weinerliche, kaum zu ertragende Geschwätzigkeit. Sie sei auch deswegen absurd,....
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We could just barely
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The (correct) first name of Mr. Zelenskyj is the Ukrainian Володи́мир, not (of all things) the Russian Влади́мир 😿 Second name is Oleksandrovych. Ложка дьогтю у бочці....
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Universal-Genies brauchen wir echt keine mehr. Ich wollte eh nur sagen: Things are going to slide, slide in all directions. Won't be nothing, won't be nothing you....
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Hm. Ich glaub, da gibt es schon noch einige Kandidat*innen. Mir fällt spontan Lisz Hirn ein. Ich fürchte nur, die schaffen es nicht mehr, so....
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Das sind
wirklich die allerletzten, diese Streberschweine. Aber sonst auch.
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Es gibt sogar
Verbrecher, die das ganze WE zusätzlich durcharbeiten, um Pegelkarten zu bauen. Das sind dann die allerletzten.
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Geändert
Inzwischen hat Herr Fidler den Fehler erkannt und korrigiert sowie sich inzwischen bei den LeserInnen entschuldigt. Nur damit das nicht untergeht. Wir haben hier in der....
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There has been evidence
that the important and successful ideas in MSFT - like licensing the Unix source code in the 70ies and learning from it and licensing QDOS....
by StefanL (02.01.22, 11:18)
Now
I think I maybe know what you meant. It is the present we know best and the future we invent. And history is mostly used....
by StefanL (02.01.22, 09:51)
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Hey, it's just a phrase wishing to convey that you're always smarter after the event than before it.
by StefanL (28.12.21, 07:35)
Addendum
Oracle is now mentioned in the English Wikipedia article on teletext and even has its own article here. Electra has one too.
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We have grossly erred
At least in point 5. We thought, people would have come to the conclusion that permanently listening to directive voices as an adult is so....
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