Music For Airports

Toller Tag heute: um 10:25 wird mein 11:15 Flug nach Kopenhagen annulliert. Ich gehe frühstücken und lasse die Geschäftspartner von der verspäteten Ankunft informieren. Kein Problem. Sie wollen verkaufen, nicht kaufen. Manchmal ist man ja selbst der Customer und dann eben auch gerne King.

Ich fliege um 13:15 (in Wahrheit 13:40) nach Düsseldorf mit Tyrolian im Auftrag von Lufthansa und komme da auch gut an. Die Verpflegung besteht aus Tee mit Diabetikerzucker und Coffeewhitener aka Magermilchpulver. Dazu gibt's ein Lachsbaguettchen und ein Sackerl Erdnüsse um 5 + 1€. Irgendwie haben die McKinseys die Passagierfliegerbranche bescheuert beraten. Bei den Zeitungen sparen sie nicht. Die ganz dünnen Tribunes und Weltausgaben, die gibt es immer noch. Hat das keiner im Excel hinbekommen, dass dieses Kleingeld irgendwo untergebracht oder vielleicht dem Reinigungspersonal bei der nächsten Verhandlung vom Gehalt abgezogen werden kann?

Dieser letzte klare Gedanke bringt mich wieder zu den Abflugmonitoren in Düsseldorf. Alle Flüge nach K., die in Wien noch gut waren, d.h. alle des restlichen Tages sind canceled. Was bin ich nur für ein Depp. Ohne Fragen in Wien davon ausgegangen, dass mein Liniendirektflug wegen Kälte ... Die Piloten der SAS streiken und die operieren, wie man heute sagt, diese Flüge in die Länder des Schnees.

An dieser Stelle hilft nur noch eines. Wenn man, wie ich, einen digitalen Lärmmacher dabei hat, sind die eigene Seele und die empfindlichen Ohren der Damen hier an den Schaltern so gut wie gerettet. Gewalt ist eben keine Lösung. Erstklassige Drittparteienkopfhörer dagegen schon.

Unter den Top Ten von meinen musikalischen Tranquilizern:

• Israel Kamakawiwo Olé: Somewhere Over The Rainbow
• Lauryn Hill: Can't Take My Eyes Off Of You
• Joni Mitchell: You Turn Me On, I'm A Radio
• W.A.M: Su'll Aria
• Benjamino Gigli: Mi Par Udir Ancora
• Massive Attack: Protection

Ja, ja, so ein Business Executive wie ich hat's nicht leicht. Nur blöd, dass hier in DüDo nur das beschränkt-bescheuerte Vodafone Eierlan funkt. Ohne Mobilnummer von denen is nix mit Internetz. Komm egal, ist doch eh nur noch Streaming. Da ist man wieder froh, dass man einen FatClient mit lokaler Saftware hat. Wäre ich jetzt aufgeschmissen mit Writely oder sonst einem tollen Webservice! Vielleicht geht's ja in Krankfurt besser und ich kann das noch einchecken. Hier ist ja Provinz. Immerhin kann ich das WalledGardenPortl vom Airport (eher doch Flugplatz) nach den besten Shops durchforsten. Brauch ja noch Bestechungsgeschenke für die Lieben. Nur, wenn ich an diesen Hilfigergeschäften vorbei muss, da wird mir immer schlecht.

Um 21:30 werd' ich in K. sein und nach einer halbstündigen Taxifahrt im King Kong Hotel (kleiner Scherz) einchecken. Ist natürlich das Kong Arthur Hotel. Dänen lügen nicht, aber ich bin noch ehrlicher. Und doch hintergründig, wurde J.H. sagen, wie's sich für einen Ösi gehört. Und davon haben die fleissigen Calvinisten und Lutheraner im nördlichen Europa noch nicht viel gehört. Ist nämlich verboten bei denen.

Ich muss weiter, Freunde, hat mich gefreut. Muss schnell noch das Managermagazin für den nächsten Flug besorgen. Weil noch so eine langatmige Frankfurter oder Welt, das pack ich nicht. Nichts für ungut. Man sieht sich.

Update: In Fränkfört gibt es die tee-mobile, nix ohne Nummer und einen Heissfleck der Lufthansa: 5€ für 24h, wollen die mich beleidigen. Wer, wos des braucht, ist 24h am Flughafen. Ab mit Dir, LH, in den 101 Grundkurs "Preisgestaltung". Der Aufenthalt ist zum Glück sehr kurz auf diesem Monster hier. Ich bin nämlich doch mit dem späteren Flug hierher, weil ich noch ordentlich essen gehen musste. Nur dass ich Eno's Musik For Airports nicht mithabe, ärgert mich jetzt. Kommt sofort auf die 2/3 Zoll Festplatte, wenn ich zurück bin. Versprochen! Und Great Jewish Music von Burt Bacharach. Da kann ich, schätze ich mal so, zwischendurch bei der nächsten Reise in Bielefeld oder Göteborg sogar ein Nickerchen machen.

update: Im Winter und in der Nacht und aus der Luft sehen alle Städte hübsch aus, mit ihrem Glow und ihren orangen Adern, besonders aber solche, zu denen man übers Meer kommt. Kopenhagen macht da keine Ausnahme. Jetzt noch mit dem Helsingör-Express in die Stadt, einen kleinen Imbiss einnehmen, den Entspannungssoftporno durchchecken, im Hotel dafür sorgen, dass morgen nicht peinlicherweise "Harry Potter II" auf der Rechnung steht und dann Heia. Und das alles, während zuhause die Webservices ordentlich Traffic und Geld machen. Honni soit qui mal y pense.

Gesamte Reisezeit von Wohnung zu Hotel: 13 Stunden. Hat Spass gemacht.