Wie schön wäre Wien ohne Wiener

Gestern war ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in Österreichs großer Benefizanstalt, dem Burgtheater. Otto Tausig stellte sein Buch "kasperl, kummerl, jud" vor, erzählte Witze mit Gott und Einstein, plauderte aus seinem Leben als Regisseur und Schauspieler. Das Ganze hatte den Zweck, Geld für die Befreiung von Sklavenkindern in Indien (in unserer Branche als OpenDatafromBangaloreChildren bekannt)aufzustellen.

Kostprobe? Nach 7 Jahren im Exil unterm Hitler und 14 unterm Weigel und unterm Torberg kam ich endlich wieder nach Wien zurück. (Für die Jüngeren unter Euch, die nicht klicken mögen: Der Hitler war ein politischer Diktator, der Weigel und der Torberg als Kritiker Theaterdiktatoren.)

Bei diesem Satz wiederum fiel mir ein, wie ich in den dunklen 70er Jahren aus der Provinz nach Wien einwanderte und wie diese Stadt seitdem immer mehr Realität für mich wird. Und ich wusste wieder genau, dass Wien als Konzept (Berührung und Vermischung vieler Kulturen und erstklassige Witze dazu) großartig ist, als Realität aber, zumindest seitn schweren 38er Jahr und vielleicht auch schon davor (wenn man z.B. Ödön von Horvath glaubt) doch auch ziemlich dröge sein kann.

Und die Verse meines zeitweiligen Lieblingsdichters Georg Kreisler säuselten durch meine Ganglien:

Wie schön wäre Wien ohne Wiener! So schön wie a schlafende Frau. Der Stadtpark wär sicher viel grüner, und die Donau wär endlich so blau. Wie schön wäre Wien ohne Wiener, ein Gewinn für den Fremdenverkehr! Die Autos ständen stumm, das Riesenrad fallet um, und die lauschigen Gassen wärn leer, in Grinzing endlich Ruh - und's Burgtheater zu! Es wär herrlich, wie schön Wien dann wär. [der ganze Text ...]

Das Buch hab' ich natürlich gekauft. Es ist gratis für alle Leute, die bereit sind, 25€ für kleine Inder zu spenden. Am besten beim Entwicklungshilfeklub, denn im normalen Buchhandel kostet das Buch natürlich was: 25€ nämlich. Und dann die Spesen ...

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