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Das Bedenkenswerteste an internationalen Konflikten finde ich stets nicht Verhältnis und Interaktion der Kombattanten, sondern

• die Reaktionen dritter Parteien
• das Verhältnis der jeweiligen Alliierten untereinander
• die inneren Zustände aller Parteien

Dass Frankreich im Mittleren Osten durch eigenes Nichtvermögen der "Odd man out" und seine Kritik an GB und USA seit langem vom materiellen Unvermögen, Konflikte in Asien militärisch zu regeln, getragen wird, sollte niemandem erstaunlich vorkommen.

Die relativen Positionskämpfe der Siegermächte des 1. und 2. WK (v.a. GB, FR, RU, USA) untereinander sind dann auch in Wirklichkeit das, was die einen moralisch und die anderen zynisch, die meisten aber moralisch und zynisch, jedenfalls aber besserwisserisch, bewerten, unabhängig davon, welches Etikett aufgeklebt wird.

Wie funktioniert das? Ein gängiges europäisches Vorurteil über die USA, das auch dieser Tage hierzulande fröhliche Urständ feiert, ist das der amerikanischen Naivität. Durch die Brille dieses Urteils, und mit einem ausreichenden Set an historischen Kenntnissen versehen, könnte man leicht folgende These aufstellen: Nach all den Enttäuschungen, welche die USA mit von ihnen unterstützten Gruppen und Führungspersonal, deren Qualität hauptsächlich darin lag, dass sie gegen GB, FR und vor allem SU eingestellt waren, sich am Ende dann trotzdem nicht den amerikanischen demokratischen Idealen aufgeschlossen gezeigt haben, weil dafür keine ausreichende Grundlage vorhanden war, schließen sich die USA nun dem von ihnen solange bekämpften Nachkriegsstandpunkt Großbritanniens an:

• Der Weg zu Frieden, Ordnung und westlichen Werten in dieser Region führt über Baghdad.
• Die Kontrolle (Einsetzung, Entfernung) des Führungspersonals ist auch selbst zu verantworten.

Dass die gedankliche und gefühlsmäßige Beteiligung Dritter eines gerüttelten Maßes an ideologischer Kostruktion und Bewertung erfordert, liegt auf der Hand. Zu diesem Zweck geraten in solchen Zeiten von österreichischen Oberstleutnants, die noch nie eine Gewehrkugel von vorne gesehen haben, bis zu bekannten Autorinnen von romantisch-historischen Romanen alle zu geopolitischen, geoethischen und geomilitärischen Experten und Strategen.

In den relativen Positionskämpfen von Alliierten gehen Methodenstreit, Interessensausweitung und -verteidigung und die Sorge um das Große-Ganze meist ganz schön durcheinander. Ich kann mir schwer vorstellen, daß eine der treibenden Kräfte in der Lage ist, alle anderen zu leiten. Und da habe ich die Psychologie von Massen und Eliten noch ganz ausgelassen.

Sind wir überhaupt beteiligt? Beeinträchtigt oder befördert dieser Krieg unser Glück? Wirklich, wirklich, schwer zu sagen.

Auf welcher Basis hat irgendein territorialer Souverän bzw. seine Bürger in einem fremden Territorium Rechte? Auf der Basis von Verträgen. Sind diese Verträge kündbar? Unter welchen Bedingungen? Wann ist revolutionäres Verhalten gerechtfertigt?

In meiner Eigenschaft als Österreicher und Teil des österreichischen Souveräns kann ich gar keine der beteiligten Parteien formell richtig kritisieren. In meiner Eigenschaft als Europäer könnte ich das sowohl mit der Ideologie als auch mit den Handlungen der britischen, französischen und anderer Teilsouveräne einer mir leider noch nicht ganz klaren europäischen Souveränität unternehmen.

Aber ein Urteil erlaube ich mir hier: Noch, glaube ich, sind die USA ziemlich sicher die demokratischste und revolutionärste Nation der Welt. Wie lange sie das bleiben werden und ob das gut mit dem Status als größte Macht der Welt zusammengeht, wage ich schon nicht mehr zu sagen. Vielleicht geht es sogar gerade jetzt kaputt.